Licht trifft Kunst

Ein Einblick in die Arbeit hinter den Kulissen der Berliner Staatsoper Unter den Linden.

Die Bühne zum Strahlen bringen

Irene Selka, Leiterin der Beleuchtungsabteilung der Berliner Staatsoper, spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung kreativer Lichtkonzeptionen. In Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit, die Kunst der Bühnenbeleuchtung und die Herausforderungen, die die Zukunft der Branche bestimmen.

Irene Selka begann ihre Tätigkeit als Lichtgestalterin zu Beginn der 2000er Jahre. Von 2005 an lebte sie drei Jahre in Brasilien und arbeitete dort unter anderem mit den Regisseuren José Celso Martinez Correa und Frank Castorf. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland begann sie ihre Tätigkeit in der Berliner Staatsoper Unter den Linden, wo sie für die Lichtgestaltung einer Vielzahl der Produktionen der Werkstattbühne und einigen auf der großen Bühne verantwortlich zeichnete. Daneben leuchtet sie immer wieder auch an anderen Häusern sowie Produktionen der freien Szene.

Nachdem sie in der Staatsoper Unter den Linden als Stellwerkerin, Ausbildungsleiterin, technische Leiterin der Nebenspielstätte und Beleuchtungsmeisterin tätig war, hat sie im Jahr 2020 die Leitung der Beleuchtungsabteilung übernommen.

Irene Selka begann ihre Tätigkeit als Lichtgestalterin zu Beginn der 2000er Jahre. Von 2005 an lebte sie drei Jahre in Brasilien und arbeitete dort unter anderem mit den Regisseuren José Celso Martinez Correa und Frank Castorf. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland begann sie ihre Tätigkeit in der Berliner Staatsoper Unter den Linden, wo sie für die Lichtgestaltung einer Vielzahl der Produktionen der Werkstattbühne und einigen auf der großen Bühne verantwortlich zeichnete. Daneben leuchtet sie immer wieder auch an anderen Häusern sowie Produktionen der freien Szene.

Nachdem sie in der Staatsoper Unter den Linden als Stellwerkerin, Ausbildungsleiterin, technische Leiterin der Nebenspielstätte und Beleuchtungsmeisterin tätig war, hat sie im Jahr 2020 die Leitung der Beleuchtungsabteilung übernommen.

Irene, was hat Dich dazu inspiriert, eine Karriere im Bereich der Beleuchtungstechnik zu beginnen und wie hast Du es geschafft, Dich bis zu Deiner heutigen Position zu entwickeln?

Mir war schon lange klar, dass ich zwar im Theater arbeiten möchte, allerdings nicht auf der Bühne. Die Verbindung aus kreativem Arbeiten mit technischem Handwerkszeug in der Beleuchtung hat mich fasziniert.

Für meine berufliche Entwicklung hat neben der großen Freude an meinem Beruf und auch ein wenig Fleiß immer wieder der Zufall eine Rolle gespielt. Ich bin eher spontan und langweile mich, wenn ich zu lange dasselbe mache. So habe ich Angebote, die sich interessant anhörten, angenommen ohne über mögliche nächste Karriereschritte oder berufliche Ziele nachzudenken. Mit der wirtschaftlichen Unsicherheit einer freiberuflichen Tätigkeit kann ich nicht gut umgehen, das habe ich schnell festgestellt. Insofern empfinde ich es als großes Glück, dass ich über so lange Zeit in der Staatsoper immer wieder neue, spannende Aufgaben übernehmen konnte und kann.

Seit 2008 bist Du bei der Staatsoper Unter den Linden in Berlin tätig. In dieser Zeit hast Du viele bedeutende Projekte begleitet. Kannst Du uns von den größten Herausforderungen erzählen, denen Du in Deiner Arbeit im Bereich Beleuchtung begegnet bist? Und gibt es spezielle Produktionen oder Momente, die Dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Im Moment bereiten wir uns darauf vor, im kommenden Jahr das Vorderlicht von Halogen- auf LED-Licht umzustellen und dabei auch die Anzahl der an den Rängen verbauten Scheinwerfer auf etwa die Hälfte zu reduzieren. Wir werden im laufenden Betrieb die ca. 30 Repertoire-Produktionen der kommenden Spielzeit von unseren Profilern auf Movinglights umsetzen, ohne zusätzliche Proben zu generieren. Mit der in unserem Betrieb üblichen, extrem knappen Probenzeit dabei die Qualität zu wahren und im Ergebnis dasselbe Lichtbild zu erreichen, ist eine große Herausforderung.

Eine besondere Produktion war sicher der Ring des Nibelungen, den wir 2022 in der Regie von Dimitri Tcherniakov in nicht mal einem Jahr von der Konzeptvorstellung bis zur Premiere erarbeitet haben. Die vier Premieren dieser anspruchsvollen Stücke innerhalb von einer Woche zu zeigen, ist ohnehin ambitioniert. Technisch ist die Produktion erst recht eine Leistungsschau geworden. Insgesamt zwölf zweistöckige Räume unterschiedlicher Breite bewegen sich in allen Raumdimensionen und Richtungen in verschiedenen Kombinationen über die Bühne. Wir haben ca. 2km LED-Streifen und viele, viele andere Leuchten in den Räumen verbaut, die über insgesamt vier verschiedene Systeme gespeist werden.

Du arbeitest an der Staatsoper Unter den Linden an einer Vielzahl von Produktionen, von klassischen Stücken bis hin zu modernen Inszenierungen. Wie passt Du Deine Herangehensweise an die Beleuchtung an, um den verschiedenen Genres und den jeweiligen Stimmungen der Stücke gerecht zu werden?

Das Licht entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern ist Teil des Gesamtkonzeptes. Ausgehend von der Komposition, dem Ansatz der Regie und dem Konzept von Bühne und Kostüm entstehen erste Ideen für das Licht. Oft sind grobe Richtungsentscheidungen schon im Ausstattungskonzept angelegt oder zumindest sehr naheliegend. Der Rest geschieht dann in vielen Gesprächen und im Laufe des Probenprozesses.

Wählst Du im Hinblick auf die Anforderungen an Beleuchtungseffekte und -qualität in verschiedenen Inszenierungen unterschiedliche Leuchtmittel und Technologien, oder anders formuliert: Wie triffst Du Deine Entscheidungen für die beste Wahl der Leuchtmittel in verschiedenen Stücken? Welche Kriterien sind bei der Auswahl entscheidend?

Die erste Frage ist immer, welches Lichtbild überhaupt entstehen soll. Wenn diese beantwortet ist, stellt sich die Frage, wie das erreicht werden kann. Dabei spielt die Gestaltung der Oberflächen und Kostüme eine wichtige Rolle, aber natürlich auch die Charakteristiken der Scheinwerfer und der darin verbauten Leuchtmittel. Auch bei ähnlichen Eigenschaften der Leuchtmittel verändert oder verschiebt sich oftmals der Charakter des Lichtbilds. Entlang dieser Fragestellungen treffe ich die Entscheidungen.

Welche Trends siehst Du in der Beleuchtungstechnik für Theaterproduktionen, und wie beeinflussen diese Deine Arbeit?

Zunächst LED-Streifen und dann akkubetriebene, funkgesteuerte Lampen in theatertauglicher Qualität haben viel verändert. Damit sind Effekte, die bis vor ein paar Jahren nur aufwändig oder gar nicht herzustellen waren, im Handumdrehen realisiert. Sie sind eine inzwischen unverzichtbare Ergänzung unseres Bestands geworden und werden sicher auch weiterhin eine große Rolle spielen.

Auf der anderen Seite des Leistungsspektrums sehe ich, dass neue große (und motorisierte) HMI-Lampenköpfe vermutlich in Zukunft schwerer erhältlich sein werden. Für unsere Bühne spielen sie jedoch weiterhin eine große Rolle, vor allem solange noch keine vergleichbaren, theatertauglichen Geräte mit LED-Technik auf dem Markt sind. In dieser Technologie-Lücke baue ich sehr auf ein verlässliches Angebot an Leuchtmitteln, um die vorhandenen Geräte weiter einsetzen zu können.

Halogenlampen werden in vielen Bereichen zunehmend durch energieeffizientere Technologien ersetzt. Wir wissen, dass sie trotzdem noch an der Staatsoper Unter den Linden eingesetzt werden. Gibt es aus Deiner Sicht bestimmte Gründe oder gar Vorteile für die Anwendung von Halogenlampen?

Es gibt viele und sehr gute Argumente für den Einsatz von LEDs. Für einige Halogen-Anwendungen kenne ich aber bislang keinen überzeugenden Ersatz, allen voran die Niedervolt-Scheinwerfer. Diesen Punch bei gleichzeitiger Wärme und Weichheit des Lichts habe ich bei LEDs noch nicht gesehen. Ein z.B. goldenes Bühnenbild in Niedervolt-Licht auf 20-30% hat ein lebendiges Glühen, das meiner Kenntnis nach mit LEDs bislang nicht herzustellen ist.

Da es ja in der Beleuchtung bei aller Technik unterm Strich doch um Kunst geht, müssen eben auch Argumente berücksichtigt werden, die nicht nur finanziellen und Nachhaltigkeitskriterien entsprechen – so essentiell letztere auch sind. Halogenlicht an den Stellen zu streichen, wo es keinen zufriedenstellenden Ersatz gibt, hieße, sich seiner Ausdrucksmöglichkeiten zu berauben.

Wie schätzt Du persönlich die Zukunft von Halogenlampen im Kontext von Bühnenbeleuchtung ein? Bleiben sie ein unverzichtbares Element – und wenn ja, warum. Oder wird es langfristig einen vollständigen Wandel hin zu anderen Technologien geben?

Ich vermute, dass es schon noch eine ganze Weile Theater geben wird, die Halogenlampen einsetzen wollen. Kurzfristig ist ein Umrüsten an den Stellen, wo es heute schon sehr gute Lösungen gibt, ja wahnsinnig teuer. Trotz Fördermöglichkeiten denke ich, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis das flächendeckend passiert ist, halte es aber für unausweichlich und auch sinnvoll. Längerfristig tippe ich darauf, dass der Einsatz von Halogenlampen weitgehend auf spezielle Anwendungen wie die schon erwähnten Niedervolts oder auch Svobodas zusammenschnurrt.

Aber bevor man sie einsetzen kann, müssen die Lampen ja erstmal hergestellt werden. Ich wünsche mir jedenfalls von den Herstellern, dass Halogenlampen verfügbar bleiben.

Abschließend, was rätst Du jungen Menschen, die eine Karriere in der Beleuchtungstechnik im Theater beginnen wollen? Gibt es ganz bestimmte Fertigkeiten oder Interessen, die man mitbringen sollte? Oder gibt es eine Sache, die Du gern schon zu Beginn Deiner Karriere gewusst hättest?

Wir bilden schon seit vielen Jahren Fachkräfte für Veranstaltungstechnik aus. Ich sehe dabei, dass die Azubis, die aus eigenem Antrieb kommen, Fragen stellen, „die Arbeit sehen“, diejenigen sind, die am meisten aus ihrer Ausbildung mitnehmen und sich zu sehr geschätzten Kolleg:innen entwickeln. Gerade am Theater finde ich es aber wichtig, dass man auch über den technischen Tellerrand schaut. Ein inhaltliches Interesse an dem, was da künstlerisch auf der Bühne passiert und warum, halte ich für ganz entscheidend.

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